Die Vereinsgeschichte des Schützenvereins Barrien von 1914 e.V
Geschichte und Gründung des SV Barrien „Am Donnerstag taten sich mehrere Herren von hier zusammen, um einen Schützenverein zu gründen. Nach der Vorbesprechung und Beratung des Statuts wurde sofort zur Gründung des Vereins geschritten. Es wurde ein Kommando und ein Vorstand gewählt. Gewählt wurden die Herren Wessel, J.D. Seevers, Heinrich Holling, Borstelmann und Wührmann. Die Scheibenstände und der Festplatz wurden Herrn H. Wehrenberg, Besitzer vom Krusenberg, auf 20 Jahre gepachtet. Die Scheibenstände sollen sofort ausgebaut werden. 25 Herren von hier und auswärts traten dem Verein bei.“ So stand es am 24. Januar 1914 in der „Syker Zeitung“. Jener Donnerstag im Januar 1914 war der 22. Januar 1914 und ist demzufolge der Gründungstag des Schützenvereins Barrien. Warum wurde ein Schützenverein gegründet? Es gab doch bereits einen Gesangverein, einen Turnverein und seit Jahren einen Kriegerverein. Für ein Dorf wie Barrien eigentlich genug. Der Hauptgrund wird mit Sicherheit gewesen sein, dass nur Mitglied im Kriegerverein werden durfte wer auch „gedient“ hatte. Aber es war auch eine andere Zeit - es gab einen Kaiser und die Menschen feierten den Geburtstag „seiner Majestät des Kaisers und des Königs“ am 27.Januar mit vielen Festessen und Veranstaltungen. Doch der Schützenverein sollte nicht nur Ersatz sein. Wie aus der ersten Satzung des SV Barrien hervorgeht und gleich in §1 festgeschrieben wurde: §1 „Der Zweck des Vereins ist ein geselliges Zusammensein zum Zielschießen, resp. zum Abhalten eines Schützenfestes sowie Sommer- und Wintervergnügen.“ Das gesellige Zusammensein, sich treffen und austauschen ist bis heute ein wesentlicher Bestandteil des Vereins und ein wichtiger Aspekt in einer Dorfgemeinschaft. Aber im Jahr 1914 wurde nicht nur der Schützenverein Barrien gegründet und des Kaisers Geburtstag gefeiert; es war auch das Jahr in dem der erste Weltkrieg ausbrach. Und das bedeutete auch, daß gleich das erste Schützenfest ausfallen musste. Trotzdem hatte der Schützenverein seinen ersten König - Hermann Schröder, ein König ohne Schützenfest. Auch wenn während beider Weltkriege viele Mitglieder des Vereins gefallen sind und die Schützenfeste nicht stattfanden hat der Verein bis heute Bestand, und das ist nicht zuletzt den Vorsitzenden zu verdanken die den Verein durch diese schwierigen Zeiten geleitet haben. Während der beiden Weltkriege allerdings, war in den Jahren von 1915 - 1919 und von 1943 - 1949 keine Vereinsarbeit möglich.
Geschichte der Schützenvereine in Deutschland Der Schützenverein (auch Sportschützenverein oder Schützenbruderschaft) in seiner heutigen Form entstand im frühen 19. Jahrhundert im Gefolge der napoleonischen Kriege. Ihre Ursprünge haben sie in mittelalterlichen Städten, z. B. in den Nürnberger Schützengesellschaften. Die Mitglieder bestanden zunächst vielfach aus Kriegsveteranen, wie der bisherigen freiwilligen Heeresverbände, z. B. des Lützowschen Freikorps. Neben gesellschaftlichen und sozialen Aspekten kamen den Schützenvereinen lange Zeit auch politische Funktionen zu. Im Vormärz (1815 - 1848) wurden die Schützenvereine zu wesentlichen Trägern nationaldemokratischer Opposition gegenüber der einzelstaatlichen Fürstenherrschaft und blieben dies bis weit in die Gründerzeit hinein. Mit ihrer Konzeption einer auf die deutsche Nation verpflichteten, intern nach demokratischen Prinzipien organisierten Bürgermiliz scheiterten sie jedoch am Erfolg der Bismarckschen Revolution von oben. Zugleich bekamen sie Konkurrenz durch die Kriegervereine, die sich schließlich im Kyffhäuserverband zusammen schlossen und für lange Zeit wesentlich erfolgreicher den „Militarismus der kleinen Leute“ (Thomas Rohkrämer) zu organisieren verstanden. Durch eine Anpassung dieses neuen Reichsnationalismus vermochten die Schützenvereine zu überleben, wenngleich ihre naturgemäße politische Funktion immer mehr in den Hintergrund trat. Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Sturz der Monarchie kamen in Deutschland grundlegend neue Formen radikaler Wehrverbände auf, von denen die SA der NSDAP die schließlich erfolgreichste war, und die die Jugendkultur der Weimarer Republik wesentlich mitprägten. Sie anzunehmen gelang den Schützenvereinen nur noch sehr bedingt. Die demokratischen Verflechtungen des überlieferten Vormärz-Nationalismus standen oft in großem Widerspruch zu der autoritären, nach dem Führerprinzip organisierten Struktur der meisten Wehrverbände. Wo dies und die 1933 daraus resultierende Selbstgleichschaltung gegenüber dem NS-Regime misslang, wurden die Schützenvereine zunehmend an den Rand gedrängt und schließlich vielfach ganz verboten. Ländliche Gegenden mit ihrer noch stärker vorhandenen paternalistisch-konservativen politischen Kultur wurden zum Zufluchtsort der Schützenvereine. Nach der Kapitulation der Wehrmacht verboten die Alliierten die Schützenvereine als uniformierte Waffenträger zunächst ganz. Erst Anfang der 1950er-Jahre wurden sie in der alten Bundesrepublik wieder zugelassen. In der DDR blieben sie untersagt. In den neuen Bundesländern erfolgte deshalb nach der Wiedervereinigung ein vollständiger Neuaufbau. Die Organisations- und Mitgliederstruktur ist dort wesentlich schwächer als in den meisten alten Bundesländern. Doch auch dort konnte nach dem Zweiten Weltkrieg nicht immer nahtlos an alte Traditionen angeknüpft werden. Die Diskreditierung jedweder Form von Nationalismus war dafür nach 1945 zu stark. Hinzu kam mit dem politisch-gesellschaftlichen Umbruch der 1968er-Bewegung auch die Problematisierung des traditionellen militärischen Habitus der Schützenvereine. In der Folge entwickelten sich die Schützenvereine zunehmend auch zu Sportvereinen. Der Deutsche Schützenbund organisierte sich erfolgreich in den entsprechenden internationalen Dachverbänden und entwickelte sich zur sicheren Medaillenbank bei Olympischen Spielen. Außerdem übernahm er maßgeblich die Ermöglichung und Beaufsichtigung eines geregelten sportlichen Schießbetriebes nach dem Waffengesetz.
Die Rückkehr der Königskette Im Juli 1949 gab es die erste Vollversammlung von Barrier Schützen nach dem Krieg an der 14 Kameraden teilnahmen. Dabei wurde mit großer Freude festgestellt, dass die alte Vereinsfahne dank der Bemühungen von Albert Traemann die Kriegsjahre heil überstanden hatte und auch vor Plünderern in Sicherheit gebracht worden war. Dagegen war die alte Schützenkette verschwunden. Sie war in den letzten Kriegstagen aus dem Tresor von Kaufmann Hermann Benjes entwendet wordenden und den Besatzungssoldaten in die Hände gefallen. Seitdem war sie verschwunden und eine neue Königskette wurde beschafft. Die alte Kette hatte einige abenteuerliche Wege genommen, bis sie wieder nach Barrien zurückkam. Und so kam es, dass sich am 05. September 1972 Major Kloster vom deutschen Stabsbataillon des Hauptquartiers Alfcent in den Niederlanden meldete. Dort hatte sich der britische Luftwaffensoldat John Boyle eingefunden, dem ein Angehöriger die Königskette mit der Bitte überreicht hatte, den rechtmäßigen Besitzer ausfindig zu machen. Nachdem er das richtige "Barrien" gefunden hatte, telefonierte Major Kloster mit der stellvertretenden Gemeindedirektorin Käthe Rückheim. Dabei wurden die Eigentumsverhältnisse geklärt. Aber damit noch nicht genug: wegen einer unvollständigen Telefonnummer wurde der Kontakt noch einmal unterbrochen, doch über die Militärpolizei in Stolzenau konnte Käthe Rückheim dann doch veranlassen, dass die Königskette endlich wieder nach Barrien kam, wo sie Käthe Rückheim den beiden Vorstandsmitgliedern Heinrich Schröder und Dietrich Th. Seevers überreichen konnte.
Der Schützenplatz Der Mitbegründer des Vereins, Heinrich Wehrenberg, hatte dem Verein auf seinem „Krusenberg“ einen Festplatz zur Verfügung gestellt. Unter den hohen Buchen war dort eine Schießhalle errichtet worden. Es bereitete stets große Mühe, die Karussells, Buden und die Festzelte den steilen Weg zum Festplatz hinaufzuschaffen. Sechs Pferde wurden vor den Wagen gespannt, trotzdem mussten auch die Schützen meistens noch kräftig mit anpacken. Es ist soweit - Barrien feiert zum ersten Mal Schützenfest Erst im August 1919 konnte in Barrien das erste Schützenfest gefeiert werden. Gefeiert wurde damals noch am Sonntag und Montag auf dem „Krusenberg“, wo Zelte, Karussells und Glücksbuden aufgestellt wurden. Die Syker Zeitung schrieb dazu: Auf den Schießständen wurde unter großem Andrang bis zum Dunkelwerden geschossen. Der Schützenverein hat in Anerkennenswerter Weise dem Kriegerverein einen Stand abgetreten, auf dem mit dem Gewehrmodell 71 gute Treffer erzielt wurden. Der Besuch am Abend im Tanzzelte übertraf alle Erwartungen. Am zweiten Tag hielt der Verein sein Königsschießen ab. Schützenkönig wurde mit 20 Ringen (1 Schuss) Schütze Heinrich Dunekacke, Barrien-Heide. Auch die Jugend musste ihren König ausschießen. König der Jugend wurde Hermann Seevers. Nach Beendigung des Schießens wurde der neue König ins Zelt geholt, wo ihm unter Ansprache seine Königskette überreicht wurde.“ Im Jahr 1927 musste die Schützenhalle mit großem finanziellem Aufwand und hohem Arbeitseinsatz der Schützen repariert und ausgebaut werden. In Anbetracht des bis 1935 laufenden Pachtvertrages eine vertretbare Entscheidung. Aber in den Jahren 1934/1935 bahnte sich die Wende an. Während dieser Zeit hatte der Schützenverein beschlossen, dass der Pachtvertrag mit Heinrich Wehrenberg nicht verlängert werden sollte. Schon 1934, als das 20 jährige Bestehen gefeiert werden sollte, hieß es bei der Jahreshauptversammlung: „Falls keine Einigung zustande kommen sollte, sollte mit Hollwedel, welcher den Platz zur Verfügung stellte und zwar an der Sudweyher Straße, sofort in Verbindung getreten werden. Die Vorstände des Krieger- und Schützenvereins werden am kommenden Sonntag gemeinsam die Angelegenheit regeln.“ Aber Wehrenberg gab nicht einfach auf. Noch 1935 zeigte er sich bereit, den alten Platz für weitere 20 Jahre zur Verfügung zu stellen. Aber da war es wohl zu schon spät. Bei einer gemeinsamen Versammlung des Krieger- und Schützenvereins, an der 98 Mitglieder beider Vereine teilnahmen, trug der Kriegervereinsvorsitzende Fritz Behr noch einmal alle Argumente zusammen und ließ danach geheim abstimmen. Ergebnis: 92 Stimmen für Hollwedel, 5 für Wehrenberg, eine Stimme war ungültig. Und die Schützen hatten auch schon Nägel mit Köpfen gemacht. Ludwig Löhmann hatte bereits einen Kostenvoranschlag für den Bau der neuen Schützenhalle unterbreitet, der sich auf 1.700,00 Mark belief. So wurde auch beschlossen, sofort mit dem Bau zu beginnen. Die Oberaufsicht beim Bau wurde Heinrich Holling übertragen und die Finanzierung sollte mit Anteilsscheine geregelt werden, die spätestens nach zehn Jahren zurück gezahlt werden sollten. Am 28. März 1935 berichtete die Syker Zeitung über die Arbeiten: „Die Arbeiten an der Herstellung eines neuen Schützenplatzes an der Sudweyher Straße machen gute Fortschritte. Täglich sind etwa 20 Mitglieder des Schützen- und Kriegervereins dabei, um die Erdarbeiten zu erledigen. Auch sonstige Baumaterialien sind bereits angefahren worden, so daß mit einer baldigen Fertigstellung der Schießstände zu rechnen ist.“ Am Himmelsfahrtstage 1935 wurde der Platz offiziell eingeweiht. Auch darüber informiert die Zeitung mit folgendem Hinweis: Der Platz, insbesondere aber die Schießanlage, wurde als vorbildlich bezeichnet. Vier Kleinkalieberstände und vier 100-Meter-Stände sind nun vorhanden, wo jeder dem Schießsport huldigen kann.“ Ganz besonders hatte sich natürlich der Vereinsvorsitzende Heinrich Holling beim Platzbau an der Sudweyher Straße engagiert. Als nun aber am 07. und 08. Juli 1935 zum ersten Mal dort das Schützenfest gefeiert werden sollte war er leider verhindert. Er feierte am 07. Juli seine Silberhochzeit, bei der ihm seine Schützenbrüder aber eine ganz besondere Überraschung bereiteten. So jedenfalls wusste die Syker Zeitung zu berichten. Dort erfahren wir auch, dass Heinrich Holling am zweiten Festtag die Proklamation vornahm: August Gerke hatte den Meisterschuss abgegeben; Heiz Hüneke war Jungschützenkönig geworden.